Die sibirischen Schelfe beeinflussen den arktischen Randstrom
Die Laptewsee, Ursprungsgebiet des transpolaren Eisdriftystems, wird im Winter durch starke Eisbildung auf dem Schelf und im Frühling/Sommer durch den Eintrag von enormen Mengen Süßwassers aus den großen sibirischen Strömen gekennzeichnet. Diese Prozesse führen zur Ausbildung unterschiedlich dichter Wassermassen auf dem Schelf, die am Kontinentalrand der Laptewsee wiederum die ozeanischen Prozesse im Bereich des "warmen" arktischen Randstroms beeinflussen. Die Austauschprozesse zwischen dem Schelfwasser und Randstrom, die durch kleinskalige Mischungsprozesse entscheidend geprägt werden, sind für den vertikalen Transport von thermischer Energie und somit auch für die Eisbedeckung von hoher Relevanz.
Im Rahmen von TRANSDRIFT XXIV wurden sieben Verankerungen am Kontinentalhang vor Sewernaja Semlja geborgen. Die Verankerungen wurden 2015 im Rahmen der NABOS-2015-Expedition in Wassertiefen zwischen 245 und 3.010 m ausgelegt. Mit den Daten liegen nun ozeanographische Langzeitbeobachtungen von drei Jahren vor, die Aufschluss über die Variabilität von Temperatur, Salzgehalt, Strömungen und anderen ozeanographischen Parametern im arktischen Randstrom geben werden.
Im Arbeitsgebiet treten die warmen atlantischen Wassermassen unterhalb von 100 m Wassertiefe auf. Darüber liegt eine Schicht mit kaltem Wasser, die verhindert, dass das warme Wasser das Meereis an der Oberfläche erreicht und zum Abschmelzen bringt. Wichtig ist deshalb zu erfahren, ob und in welchem Umfang Mischungsprozesse zwischen den warmen und kalten Wassermassen stattfinden. Dafür wurde eine sogenannte Mikrostruktursonde an 28 Stationen am Kontinentalhang eingesetzt. Das Einsatzgebiet erstreckte sich von der nordwestlichen Laptewsee über den Lomonossowrücken bis in die zentrale Ostsibirische See und deckt so einen großen Teil des Nordpolarmeeres ab - in diesem Umfang einzigartig.
Die oberflächennahen Wassermassen bis 250 m Wassertiefe wurden mit der sogenannten Underway-CTD (UCTD) vermessen. Wir haben diese Messsonde bereits während der Expeditionen TRANSDRIFT XXII und XXIII erfolgreich eingesetzt und auch dieses Mal hat sich wieder gezeigt, dass es eine sehr effiziente Methode zur detaillierten und zeitsparenden Kartierung der Hydrographie ist. Wir haben insgesamt 1.000 km aufgezeichnet.
Mit insgesamt elf ozeanographischen Schnitten über den Kontinentalhang, bei denen die UCTD, die Mikrostruktursonde und die CTD der Rosette eingesetzt wurden, ist es uns gelungen, einen umfangreichen Einblick über den Verlauf und die ozeanographischen Eigenschaften des Randstroms im Bereich der sibirischen Arktis zu erhalten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass 2018 wieder einmal ein außergewöhnliches Jahr ist, sind wir sehr gespannt auf die Auswertung der Daten, die sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Selbst bei unserer Abreise Ende September war der Eisrand weit im Norden und die Luft- und Wassertemperaturen lagen weit über den Durchschnittswerten der letzten vierzig Jahre.
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Jens und Markus haben Spaß bei der Arbeit. UCTD-Wache in der zentralen Laptewsee.
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Tiefe Einblicke in die Lebenswelt von Zooplankton
Freitag, den 28.9.2018
Die Verteilung und Variabilität von Zooplankton und Partikeln in der Wassersäule wird erstmals in der sibirischen Arktis mit einem sogenannten "Underwater Vision Profiler" (UVP) erfasst. Das UVP ist eine an der Rosette befestigte intelligente Hochleistungskamera, die zwanzig Bilder pro Sekunde jeweils von einem Liter Meerwasser aufzeichnet und uns damit einen spannenden Einblick in die Transportwege und -prozesse von biogenen Partikeln, dem sogenannten "marine snow", gibt. Das Team der Universität Kiel und des AWI wird damit Aussagen über den Export von Kohlen- und Stickstoff von den sibirischen Schelfmeeren in die Tiefsee treffen, eine wichtige Komponente des arktischen Kohlenstoffkreislaufes. Außerdem sollen Bestandsaufnahmen über die regionale Variabilität des Kohlenstoffkreislaufes erfasst werden.
Das UVP wurde an allen 137 Stationen erfolgreich eingesetzt und die Ergebnisse übertreffen bereits jetzt alle Erwartungen. So konnten sehr hohe Transportraten von biogenen Partikeln von den Schelfgebieten über den Kontinentalhang aufgezeichnet werden. Es zeichnet sich ab, dass die biogenen Partikel dann mit dem arktischen Randstrom weiter transportiert, und nicht wie erwartet, direkt in die Tiefsee transportiert werden.
Im Bereich des arktischen Randstroms wurden sehr hohe Werte für Partikelhäufigkeiten in allen Größenklassen erfasst. Dabei wurden im Vergleich zu den Oberflächenwerten des offenen Ozeans bis zu 100-fach erhöhte Werte gemessen. Bemerkenswert ist, dass die Werte für Partikelhäufigkeiten nahe der Oberfläche gering sind und nur in den tieferen Stockwerken der Wassersäule, zwischen 70 und 200 m Wassertiefe, sehr hohe Werte erreicht werden. Diese Bereiche sind von großem Interesse für Ab- und Umbauprozesse von mirkobiellen Gemeinschaften, die über DNA-Analysen bestimmt werden sollen. Die hier ablaufenden Prozesse spielen auch eine wichtige Rolle für die Lebensbedingungen am Meeresboden. Es bleibt spannend!
Das Foto aus 200 m Wassertiefe zeigt eine wenige Millimeter lange Meduse.
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Das UVP-Team nutzt jeden Zentimeter im Laborcontainer für die Aufbereitung der Wasserproben. Laborraum ist knapp an Bord der AKADEMIK TRYOSHNIKOV. Aus diesem Grund arbeiten die Biologen in zwei von vier Containerlaboren auf dem Vorschiff. Insgesamt stehen fünf Trocken- und ein Nasslabor, ein Computerlabor mit Internetzugang sowie der Hubschrauberhangar und vier Laborcontainer zur Verfügung.
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Erfolgreicher Abschluss der Forschungsarbeiten
Dienstag, 25.9.2018
Mit zwei ozeanographischen Schnitten über die Schokalskistraße, eine Meerenge zwischen den Inseln Bolschewik und Oktoberrevolution, haben wir unsere Forschungsarbeiten heute um 2:15 Uhr erfolgreich abgeschlossen.
Die Expedition ist sehr gut verlaufen und wir werden viele spannende Ergebnisse mitbringen. Wir haben umfangreiche Forschungsarbeiten an insgesamt 137 Stationen durchgeführt sowie vierzehn Verankerungen geborgen und eine Verankerung außerhalb der russischen EEZ ausgelegt. Im Rahmen von TICE haben wir meteorologische und ozeanographische Mess-Systeme auf acht Eisschollen verankert und viele Eiskerne für biologische und meereschemische Untersuchungen genommen.
Die AKADEMIK TRYOSHNIKOV und ihre Crew werden uns als eine gute Forschungsplattform für ozeanographische, meereschemische und biologische Arbeiten in Erinnerung bleiben. Beeindruckt waren wir immer wieder, wie gut das Schiff selbst bei schlechtem Wetter im Wasser liegt. Dadurch konnten wir unsere Forschungsarbeiten effizient durchführen und mussten nur ein Mal bei Sturm für einige Stunden abwettern.
Während die meisten Wissenschaftler Kisten packen, Listen schreiben, Vorträge über die ersten Ergebnisse vorbereiten und an den Fahrtberichten arbeiten, sind die Meeresbiologen mit abschließenden Labormessungen und Experimenten beschäftigt. Wir sind alle auf ihre Ergebnisse gespannt, denn einige Experimente werden in der sibirischen Schelfmeeren zum ersten Mal durchgeführt.
In Archangelsk werden wir am 29. September einlaufen, und der Rückflug der deutschen Expeditionsteilnehmer nach Hamburg wird wie geplant am 30. September stattfinden.
Herzliche Grüße von Bord der AKADEMIK TRYOSHNIKOV,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
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Die POMOR-Studentinnen an der Station
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Forschungsstation Cape Baranov
Montag, 24.9.2018
Heute Nacht haben wir bei herrlichem Winterwetter die russische Forschungsstation Cape Baranov erreicht. Die Station liegt auf der Bolschewik-Insel, die zur Inselgruppe Sewernaja Semlja gehört. Auf der ganzjährig besetzten Station – die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt -16°C – arbeiten Meteorologen, Ozeanographen, Eisphysiker, Biologen, Bodenkundler und Glaziologen. Zur Zeit leben dort 25 russische Wissenschaftler. Die Station wird einmal im Jahr von der AKADEMIK TRYOSHNIKOV angelaufen und mit Treibstoff versorgt.
Im Rahmen von CATS werden auf Cape Baranov seit Oktober 2017 ganzjährige meteorologische Messungen durchgeführt. Dazu gehören auch Grenzschichtmessungen, die unter Federführung der Universität Trier und des AARI durchgeführt werden. Die Datensätze der autonomen Messgeräte werden wöchentlich an die Kollegen am AARI geschickt. Damit soll ein neuer umfassender Datensatz von In-situ-Beobachtungen von Atmosphäre, Eis und Bodeneigenschaften in der hohen Arktis aufgezeichnet werden. Mit diesen Daten sollen regionale Klimamodelle verifiziert werden.
Herzliche Grüße von Bord der AKADEMIK TRYOSHNIKOV,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
Blick von der AKADEMIK TRYOSHNIKOV auf die Station Cape Baranov
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Die AKADEMIK TRYOSHNIKOV ankert vor der Station Cape Baranov
Die Versorgungsgüter für die Station Cape Baranov werden ausgeladen
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Sedimenttransport von den flachen sibirischen Schelfmeeren in das Nordpolarmeer
Partikeltransportprozesse und die Kopplung von biogenen und lithogenen Partikeln an der Schelfkante, dort wo die flachen Schelfmeere in die tiefen Ozeanbecken übergehen, sind Prozesse, die für Meeresgeologen und Biologen besonders spannend sind. Das Team der Universität Kiel, des AWI und des GEOMAR beschäftigt sich mit der Frage, wie Partikel transportiert und wo sie abgelagert werden.
An nahezu allen Stationen wurden dazu Wasserproben genommen und Partikel herausgefiltert. In der Zusammenschau mit Daten der Partikelsensoren an der Rosette und an den Verankerungen ergibt sich letztlich ein umfassender Einblick, welche dynamischen Prozesse den Sediment- und Partikeltransport beeinflussen. Gefragt ist dabei natürlich auch die enge Zusammenarbeit mit den Teams Ozeanographie und Biologie und für weitergehende Auswertungen werden auch Satellitendaten und ozeanographische Modelle herangezogen. Erste Ergebnisse zeigen auffällig hohe Werte im Bereich des arktischen Randstroms, wo die Partikel „gefangen“ werden und entlang des Kontintalhanges in sogenannten Nepheloidlagen weiter transportiert werden.
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Meeresgeologe Stefan Büttner nimmt Wasserproben im Nasslabor der AKADEMIK TRYOSHNIKOV. Die Wasserproben werden im hydrochemischen Labor gefiltert und dann für den langen Transport zum GEOMAR vorbereitet. Die Probennahme erfolgte erfreulicherweise an neun Profilen von der Ostsibirischen See und der Laptewsee bis in die Tiefsee – damit hatten wir zu Beginn der Expedition nicht gerechnet.
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Ungemütlich und kalt – trotzdem laufen die Stationsarbeiten rund um die Uhr
Wir haben die zweitägigen Stationsarbeiten am Kontinentalhang der zentralen Laptewsee abgeschlossen. Auch der zweite Besuch in diesem Gebiet außerhalb der russischen EEZ war erfolgreich. Im Rahmen des Projektes NABOS haben wir dort zwei Tiefseeverankerungen geborgen und eine Verankerung ausgelegt. Außerdem hat das AWI-Team erstmals über einen Zeitraum von fast 24 Stunden sogenannte Mikrostrukturmessungen in der Wassersäule durchgeführt. Diese Messungen sollen Aufschluss geben über Durchmischungsprozesse in der Wassersäule.
Wir sind jetzt auf dem Weg in die nordwestliche Laptewsee und bereiten uns auf zwei sehr arbeitsintensive Profile mit 23 Stationen vor. Ziel ist der Kontinentalhang vor der westlichen und der nordwestlichen Laptewsee.
In einer Woche werden wir die Forschungsarbeiten abschließen und in Richtung Archangelsk ablaufen. Geplant ist, dass wir pünktlich am 29. September dort einlaufen und am 30. September zurück nach Hamburg fliegen.
Heute und in den nächsten Tagen werden wir über erste Ergebnisse berichten:
Informationen zur Wassermassenadvektion und mischung sowie zu biogeochemischen Nährstoffkreisläufen erwartet das Team vom GEOMAR. Aufschluss darüber soll eine flächendeckende Beprobung von Meerwasser und die anschließende Messung und Auswertung von verschiedenen im Meerwasser enthaltenen Spurenelementen und deren Isotopen liefern. Hierfür wurden großvolumige Wasserproben (10 l pro Tiefenintervall) mittels eines Kranzwasserschöpfers in ausgewählten Regionen entlang des sibirischen Kontinentalhangs entnommen. Anhand von gelösten radiogenen Neodymisotopen und stabilen Sauerstoffisotopen soll insbesondere der Transport und Verbleib von sibirischen Schelfwässern im offenen Nordpolarmeer identifiziert und deren Einfluss auf die entlang des sibirischen Kontinentalhangs strömenden Wassermassen quantitativ beurteilt werden. Stabile Silizium- und Bariumisotope sollen Aufschluss über die Variabilität der biogeochemischen Nährstoffkreisläufe und deren Verknüpfung mit der geochemischen und ozeanographischen Struktur der Region geben. Die Bestimmung der Auswirkungen der Erderwärmung und des damit verbundenen Meereisesrückgangs auf die Versorgung, Verteilung und Nutzung von Nährstoffen steht dabei besonders im Vordergrund, da diese für eine präzise Vorhersage der zukünftigen Veränderungen der biologischen Produktivität in den hohen nördlichen Breiten unerlässlich ist.
Während der Expedition ist es erstmals gelungen, großvolumige Wasserproben für innovative Signalträger wie gelöste radiogene Neodymisotope und stabile Silizium- und Bariumisotope entlang von sechs Profilen von den flachen Schelfgebieten in der Ostsibirischen See und in der Laptewsee über den Kontinentalhang bis in die Tiefsee zu entnehmen. Die aufwendigen Analysen der insgesamt 500 Einzelproben werden in den Reinraumlaboren des GEOMAR durchgeführt und sicherlich ein Jahr Laborzeit in Anspruch nehmen. An der Aufbereitung der Proben wird auch eine Studierende des Masterstudiengangs POMOR teilnehmen, die im Rahmen ihres Berufspraktikums an der Expedition ARCTIC 2018 teilgenommen hat.
Auch weiterhin werden wir nur eingeschränkt Zugang zum Internet haben.
Herzliche Grüße von Bord AKADEMIK TRYOSHNIKOV,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
Die POMOR-Studentinnen Valentina Kubova und Yana Simonova unterstützen Georgi Laukert rund um die Uhr bei der Probennahme
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Am 19. September haben wir eine Tiefseeverankerung geborgen, die wir zu Beginn der Expedition in 2700 m Wassertiefe ausgelegt haben
Bei gutem Wetter werden die Verankerungen zunächst mit einem Schlauchboot eingefangen und mit einem Tau verbunden, ehe sie dann mit der Schiffswinde an Bord gehievt werden
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Georgi Laukert vom GEOMAR freut sich über 500 Wasserproben aus der sibirischen Arktis
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POMOR at sea
Mit dabei sind auch vier Studentinnen des Masterstudiengangs für Polar- und Meereswissenschaften POMOR, die an Bord der AKADEMIK TRYOSHNIKOV ihr Berufspraktikum durchführen. Im Folgenden berichten die Studentinnen über ihre Erfahrungen an Bord, und wir möchten im Zusammenhang mit diesem Interview gerne darauf hinweisen, dass sich im Team der Wissenschaftler alle mit „Du“ anreden und englisch gesprochen wird.
Seit fünf Wochen gehört Ihr zum internationalen Team an Bord der AKADEMIK TRYOSHNIKOV. In 12-Stunden-Schichten seid Ihr fest eingebunden in die Stationsarbeiten und bis heute habt Ihr Hunderte von Wasserproben genommen, gefiltert und verpackt. Wird die Arbeit nicht langweilig?
- Even though we do the same work every day, it never seems to be boring. It’s great to know later you’ll be able to analyze the samples and really find out what’s going on in the ocean.
Der Stationsbetrieb läuft rund um die Uhr und wir versuchen, die Schiffszeit immer so effizient wie möglich zu nutzen. Selbst bei schlechtem Wetter gibt es keine Atempausen, weil es auf der AKADEMIK TRYOSHNIKOV bisher keinen starken Seegang gegeben hat. Auf kleinen Forschungsschiffen kann es auch mal passieren, dass die Forschungsarbeiten aufgrund schlechter Wetterverhältnisse unterbrochen werden müssen. Trotzdem: Wie ist das Leben an Bord und was macht Ihr in der Freizeit?
- Life onboard is extremely funny. We are lucky to live together in a big cabin and our days are never dull. By the way, we were really surprised by the ship. We couldn’t expect such a comfort. The food is great and we do enjoy going to the sauna after a day of hard work.
Was hat Euch bisher besonders beeindruckt?
- The cruise itself is an extraordinary experience in our life. We reached the furthest north, saw icebergs and sea ice, survived in a storm and walked on an ice floe.
Ein Praktikum auf einer Forschungsstation oder an Bord eines Forschungsschiffes ist fester Bestandteil von POMOR. Habt Ihr durch das Praktikum einen Einblick in den Beruf eines Meeres- und Polarforschers bekommen?
- We are very happy to have such an opportunity to take part in a real polar expedition. Only here we got to know how scientists work. Right now half of the POMOR group (6 students) is at the sea, exploring the Arctic Ocean. Every day we more and more fall in love with the Arctic. No doubt, this field practice inspires us to continue in scientific research.
Hintergrund: Der deutsch-russische Masterstudiengang für Polar- und Meereswissenschaften POMOR ist ein fächerübergreifender englischsprachiger Studiengang. Unter Federführung der Universitäten Hamburg und St. Petersburg wird POMOR durch ein Netzwerk von Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland und Russland getragen. Dazu gehören die Universitäten Bremen, Kiel und Potsdam, die Technische Universität Hamburg, das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und das Institut für Arktis- und Antarktisforschung in St. Petersburg (AARI). Gefördert wird POMOR durch die beteiligten Einrichtungen und das BMBF.
Im 1. und 2. Semester findet das Lehrprogramm an der Staatlichen Universität St. Petersburg und am Otto-Schmidt-Labor für Polar- und Meeresforschung am AARI statt. Das 3. Semester absolvieren die Studierenden an einer der deutschen Partneruniversitäten in Hamburg, Bremen, Kiel oder Potsdam. Alle Studierenden nehmen an mehrwöchigen Expeditionen in die Arktis teil und sind damit direkt in aktuelle Forschungsprojekte eingebunden. Russische und deutsche Dozenten bestreiten das Lehrprogramm und betreuen gemeinsam die Masterarbeiten. POMOR schließt mit je einem Master of Science der Universitäten Hamburg und der Staatlichen Universität St. Petersburg ab. Mehr als zwei Drittel der Absolventen haben ein Promotionsstudium im Rahmen der deutsch-russischen Forschungsprojekte aufgenommen. Damit bilden sie zusammen mit den in die Projekte eingebundenen Wissenschaftlern ein zukunftweisendes Netzwerk und stärken die Polar- und Meeresforschung beider Länder.
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Schollensuche in der Eisrandzone der nördlichen Ostsibirischen See
16.9.2018 (80°30’ N und 168°27’E)
Es ist in diesem Jahr gar nicht so einfach, geeignete Eisschollen für die geplanten Forschungsarbeiten im Rahmen des Projektes TICE zu finden. Selbst in der nördlichen Ostsibirischen See ist das einjährige Meereis sehr mürbe und es gibt nur wenige große Eisschollen, die für die Verankerung von Messgeräten in Frage kommen würden. Ausgewählt werden die Eisschollen zunächst mit Hilfe von Satellitenbildern, die das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und das Institut für Arktis- und Antarktisforschung in Sankt Petersburg zur Verfügung stellen. Vor Ort wird dann gemeinsam mit den Wissenschaftlern entschieden, welche Eisscholle geeignet ist.
Eine besondere Herausforderung für unseren Kapitän und die Offiziere auf der Brücke ist es, an den ausgewählten Schollen anzulegen. Viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Geduld sind da gefragt. Anschließend wird das Schiff mit drei sogenannten Eisankern fest mit der Eisscholle verbunden und die Stationsarbeiten können beginnen. Auf dem Eis werden Wetterstationen und ozeanographische Mess-Systeme verankert sowie bis zu zehn Eiskerne für biologische und meereschemische Untersuchungen genommen. Am Ende der Stationsarbeiten werden die Eisschollen im Detail vermessen.
Eisgebundene Plattformen, die selbstständig Messungen der physikalischen Eigenschaften von Meereis, Schnee und den obersten Ozeanschichten durchführen, sind notwendig, um Zeitreihen aus den abgelegenen Polarregionen aufzuzeichnen. Vom 12. bis 16. September haben wir Forschungsarbeiten auf acht Eisstationen durchgeführt. Die Messergebnisse stehen online (für zwei Eisstationen bereits jetzt) zur Verfügung (www.meereisportal.de).
Die Arbeiten im Rahmen von TICE wurden außerhalb der russischen EEZ in der nördlichen Ostsibirischen See durchgeführt. Es handelt sich dabei um Vorarbeiten für die Überwinterungskampagne MOSAiC, die im Herbst 2019 in dieser Region beginnen soll.
Wir sind auf dem Weg in die Laptewsee, um zwei Verankerung zu bergen, die im Rahmen des Projektes NABOS zu Beginn dieser Expedition und im Jahr 2015 ausgelegt wurden.
Die Stimmung an Bord ist gut und wir freuen uns auf zwei Profile von den flachen Schelfgebieten der Laptewsee über den Kontinentalhang bis in die Tiefsee.
Auch weiterhin werden wir nur eingeschränkt Zugang zum Internet haben.
Herzliche Grüße von Bord Akademik Tryoshnikov,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
Mit einem großen Korb werden die Wissenschaftler und ihre Ausrüstung vom Schiff auf das Eis transportiert.
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Eisstation in der Ostsibirischen See bei 80°30' N: Bis zu acht Wissenschaftler arbeiten gleichzeitig auf dem Eis, um das umfangreiche Arbeitsprogramm durchzuführen. Hier werden bis zu 2 m lange Eiskerne für biologische Studien gebohrt – Schwerstarbeit!
Zu den beliebstesten Jobs an Bord gehört zur Zeit die Eisbärenwache auf der Brücke. Wir haben bisher noch keinen Eisbären gesehen. Dafür begleiten uns häufig neugierige Seehunde bei den Stationsarbeiten.
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Schon 22 Tage unterwegs!
Nicole, Vasilii, Stefan und Andreas bei der Entnahme von Wasserproben. Insgesamt sind mindestens zehn Wissenschaftler und drei Techniker dabei, wenn die Rosette mit CTD und vielen weiteren Sensoren eingesetzt wird. Bisher haben wir 120 Einsätze erfolgreich gefahren.
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Unsere Ausbeute nach 22 Expeditionstagen an Bord AKADEMIK TRYOSHNIKOV – insgesamt 80 Stationen. Noch haben wir zwei Wochen im Arbeitsgebiet und wir freuen uns auf die folgenden Stationsarbeiten mit bestimmt wieder spannenden und überraschenden Ergebnissen.
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Stationsarbeiten querab der Insel Henrietta
Samstag, den 8.9.2018 (76°52’ N; 156°39’ E)
Am 7. September haben wir die Forschungsarbeiten entlang eines Profils von der zentralen Laptewsee bis in das Nansenbecken (entlang 126° E) erfolgreich abgeschlossen. Am Kontinentalhang wurden vier Verankerungen geborgen und eine Kurzzeitverankerung, die für den Expeditionszeitraum eingesetzt wird, wurde ausgesetzt. Außerdem haben wir in der zentralen Laptewsee versucht, die Verankerung „1893-4“, die wir im Rahmen der Expedition TRANSDRIFT XXII im Jahr 2014 ausgelegt haben, zu bergen – leider ohne Erfolg. Die routinemäßigen Stationsarbeiten, die sogenannten Wasserspiele, wurden an achtzehn Stationen zwischen 50 und 3000 m Wassertiefe durchgeführt. Im Norden des Profils sind wir dabei sogar auf größere Packeisfelder gestoßen, die aber kein Problem für die AKADEMIK TRYOSHNIKOV waren. Diese Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des von der National Science Foundation (USA) geförderten Projektes NABOS (www.iarc.uaf.edu) durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, die Variabilität der Wassermassen im Nordpolarmeer und die außergewöhnlichen Veränderungen des arktischen Ökosystems zu erfassen. Dazu werden ozeanographische Langzeitverankerungen eingesetzt. Bereits jetzt haben einige von uns sehr viel mehr Proben nehmen können als erwartet. Leere Mineralwasserflaschen stehen deshalb hoch im Kurs – gut, dass wir fast 5000 Mineralwasserflaschen in Kiel gebunkert hatten.
Wir befinden uns in der Ostsibirischen See auf dem Weg zu unserem östlichen Arbeitsgebiet, das wir heute Nacht erreichen werden. Bei gutem Wetter arbeiten wir zur Zeit querab von der Insel Henrietta.
Herzliche Grüße aus der Ostsibirischen See,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
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Im Leitstand: Alle warten gespannt auf die Ergebnisse
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Alles läuft
31.8.2018 (79°59' N; 126°00' E)
Mit einem ozeanographischen Schnitt von dem flachen Schelfgebiet im Nordosten der Taymyr-Halbinsel bis in das Nansenbecken haben wir die Forschungsarbeiten im Rahmen des deutsch-russischen Verbundvorhabens CATS in der nordwestlichen Laptewsee erfolgreich abgeschlossen. An insgesamt fünfzehn Stationen haben wir in einem Gebiet, das etwas größer als Schleswig-Holstein ist, umfangreiche ozeanographische, meereschemische, biologische und sedimentologische Arbeiten durchgeführt, um einen Einblick in die Funktionsweise des Ökosystems zu bekommen. Gut, dass auch das Wetter mitgespielt hat, denn typisch für diese Region sind zu dieser Jahreszeit Stürme, hohe Wellen und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Genau diese Bedingungen sind wenige Stunden vor Abschluss der Arbeiten auch eingetroffen, so dass wir die Stationsarbeiten eine Stunde früher als geplant abbrechen mussten.
Mit dem russisch-deutschen Forschungsprojekt "CATS - Das arktische transpolare System im Wandel" untersucht ein Konsortium aus zehn deutschen und russischen Forschungseinrichtungen und Universitäten, wie sich der Klimawandel auf den äußerst sensiblen arktischen Lebensraum auswirken wird und inwieweit die Veränderungen auch das Klima in Europa betreffen werden. Das zentrale Arbeitsgebiet sind Schelf und Kontinentalhang der westlichen Laptewsee sowie die Wilkizkistraße und Sewernaja Semlja (Forschungsstation Kap Baranow) in der russischen ausschließlichen Wirtschaftszone (EEZ). Herausragende Merkmale dieser Region sind die Entstehung ausgeprägter Polynjen, die Bildung von Meereis und eine Vielzahl von Schelfprozessen, die Auswirkungen auf Zirkulation und Wassermassen des zirkumarktischen Randstroms in der Ausgangsregion der Transpolardrift haben. Der zirkumarktische Randstrom transportiert eine große Menge an Wärme entlang des Kontinentalhangs, die potentiell die gesamte arktische Meereisbedeckung zum Schmelzen bringen könnte, wenn sie in die Oberflächenwassermassen dringen würde. Das Verbundvorhaben wird vom BMBF und vom russischen Ministerium für Wissenschaft und Bildung gefördert.
Wir haben das Gebiet in Richtung zentrale Laptewsee verlassen und befinden uns jetzt auf einem Profil entlang 126° E in Richtung Norden. Nachdem wir den ersten kräftigen Sturm gut überstanden haben, treffen wir jetzt häufig auf kleine Eisfelder. Der Eisrand ist in diesem Jahr allerdings so weit im Norden, dass das Meer sogar bei unserer nördlichsten Station (81°30 N; 125°58 E) eisfrei war.
Die Stimmung an Bord ist gut und wir freuen uns auf die Forschungsarbeiten in der Ostsibirischen See.
Auch weiterhin werden wir nur eingeschränkt Zugang zum Internet haben.
Herzliche Grüße von Bord AKADEMIK TRYOSHNIKOV,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
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Das Bongo-Netz im Einsatz
Die Rosette wird für Probennahme und Messungen gefahren
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Verankerungen erfolgreich geborgen
Dienstag, 28.8.2018 (78°00 N, 111°20 E)
Wenige Stunden nach Ablaufen der Teststation haben wir am 22. August unser erstes Arbeitsgebiet nördlich von Sewernaja Semlja erreicht. Entlang eines Profils von der Tiefsee bis vor die Küste der Insel Komsomolsk haben wir ein umfangreiches Forschungsprogramm durchgeführt. Im Mittelpunkt stand dabei das Bergen von sieben Verankerungen, die im Jahr 2015 ausgebracht worden waren. Darüber hinaus wurden an allen Stationen Netze gefahren und Wasserproben für die Meereschemiker und Biologen an Bord genommen.
In nur vier Tagen haben wir die mit 78 ozeanographischen Messgeräten vollgepackten Verankerungen AK 1 (300 m Wassertiefe), AK 2 (900 m Wassertiefe), AK 3 (1450 m Wassertiefe), AK 4 (1990 m Wassertiefe), AK 5 (2400 m Wassertiefe), AK 6 (2800 m Wassertiefe) und AK 7 (3020 m Wassertiefe) erfolgreich geborgen. Die Wetterverhältnisse waren nicht immer optimal, aber das internationale Verankerungsteam und die Mannschaft haben so gut zusammengearbeitet, dass drei Verankerungen sogar bei dichtem Nebel geborgen werden konnten.
Die bis zu drei Kilometer langen Messketten wurden im Jahr 2015 verankert. Seitdem haben sie Tausende von Messdaten aufgezeichnet, die mit hoher Genauigkeit die Meereisdicke, die Temperatur- und Leitfähigkeit, die Strömungsrichtung und -geschwindigkeit und viele andere Parameter in der Wassersäule aufgezeichnet haben. Wir sind alle sehr gespannt auf diesen einzigartigen Datensatz. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis alle Daten von den Datenträgern heruntergeladen sind. So viel wissen wir aber schon jetzt: Die meisten Geräte haben bis zum heutigen Tag aufgezeichnet, d.h. die Daten decken einen ununterbrochenen Zeitraum von 3 Jahren ab - erstmals für diese Region. Das nennt man dann wohl "Glück im Unglück", denn eigentlich wollten wir die Verankerungen ja bereits im Jahr 2017 bergen.
Am 26. August haben wir die nördliche Laptewsee verlassen, um die Forschungsarbeiten in der westlichen Laptewsee fortzusetzen. Von besonderem Interesse sind hier drei ozeanographische Profile im Gebiet der Wilkizkistraße mit der sogenannten "Underway-CTD" und umfangeiche Stationsarbeiten. Dieses Arbeitsgebiet ist eisfrei und bisher sind die Wetterbedingungen gut.
Mittlerweile kennen sich alle mehr oder weniger auf dem großen Forschungseisbrecher aus und die Stationsarbeiten laufen rund um die Uhr.
Den Weg zur Messe finden alle ohne Probleme, denn das Essen an Bord ist sehr gut. Wir bekommen täglich vier warme Mahlzeiten und dazu gibt es leckeren "Kompott". Kompott ist ein russischer Fruchtsaft, der für viele von uns zum Lieblingsgetränk geworden ist.
Es ist winterlich geworden und seit einigen Tagen tauchen immer wieder Eisberge am Horizont auf.
Herzliche Grüße aus der Laptewsee,
Heidi Kassens und die Expeditionsteilnehmer
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Im Hangar der AKADEMIK TRYOSHNIKOV - den wir zur Zeit als Großraumlabor und Werkstatt nutzen, weil keine Hubschrauber an Bord sind - werden die Verankerungen und Geräte für die Stationsarbeiten vorbereitet. Zur Zeit werden hier die Daten der Verankerungen ausgelesen und einige wieder für einen neuen Einsatz vorbereitet.
Die Verankerung mit der Stationsnummer AK 1 aus 300 m Wassertiefe hat drei Jahre lang ozeanographische Daten aufgezeichnet. Insgesamt ist die Messkette 245 m lang. Die meisten Verankerungen waren wie diese stark bewachsen und es wir noch einige Zeit dauern, bis sie gereinigt in den Containern verstaut werden können.
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Mit 14 kn in Richtung Eisgrenze
21.8.2018 (78°59’ N; 80°42’ E)
Noch vierzehn Stunden und dann beginnt unsere Stationsarbeit in der nördlichen Karasee. Unser erstes Ziel ist die Teststation AT18001 am Eisrand. Wir erwarten kleine Eisschollen bei einer Eisbedeckung von 50%. Einsetzen werden wir hier einen mit vielen Sensoren gespickten Wasserschöpfer. Hightlight ist dabei die Hochleistungskamera der Biologen, die erstmals in diesem Arbeitsgebiet einsetzt wird – wir sind gespannt.
Unsere Anreise hat sich insgesamt um fünf Tage verschoben. Umfangreiche Grenzformalitäten mussten erledigt werden, so dass wir die Hafenstadt Archangelsk mit Verspätung verlassen haben.
Wir alle fühlen uns sehr wohl an Bord und in der Zwischenzeit haben wir die Labore – hier wird jeder Zentimeter genutzt – eingerichtet.
Unser erstes Arbeitsgebiet liegt nördlich von 80°, so dass wir erstmal keine Internet-Verbindung haben werden.
Herzliche Grüße von Bord AKADEMIK TRYOSHNIKOV,
die Expeditionsteilnehmer
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August 18, 2018
Friday night Akademik Tryoshnikov left Arkhangelsk, bound for the Laptev Sea.
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August 11, 2018
The German participants of the expedition say goodbye to their families and friends – the expedition starts!
The last photo taken in Germany before boarding at Hamburg Airport (from left to right): Stephan Kratz, Carina Engicht, Andreas Rogge, Nicole Stollberg, Markus Janout, Susanne Spahic, Sandra Tippenhauer, Miriam Hansen, Jakob Belter, Georgi Laukert, Stefan Büttner, Jens Hölemann, Simon Hummel, Benjamin Rabe, Heidi Kassens and Myriel Horn (click on the photo to enlarge it).
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Cargo onboard! The loading of the German cargo has been finished. Akademik Tryoshnikov is finally ready to cast off.
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Photo: Jens Klimmek
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On August 11, 2018, the TRANSDRIFT XXIV expedition is going to start. Together with TICE and NABOS (https://uaf-iarc.org/education-outreach/nabos-teacher-at-sea-2018/expedition/) both expeditions comprise the joint expedition ARCTIC 2018.
From August 1 to August 3, RV Akademik Tryoshnikov stopped in Kiel to load the expedition cargo of the German participants of the TRANSDRIFT XXIV and TICE expeditions.
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On August 2, the German participants had the opportunity to visit the vessel that will be their work place and home for 46 days.
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