Daily Reports of TERANSDRIFT XII
Donnerstag, 30.8.2007 (74°20' N, 129°00' E) Nach einer recht anstrengenden Anreise von St. Petersburg über Archangelsk und Igarka haben wir Tiksi planmäßig am Dienstag erreicht. Nur wenige Stunden später sind wir dann am nächsten Morgen um 8:00 Uhr an Bord des russischen Forschungsschiffes „Ivan Petrov" bei herrlichem Sommerwetter (wolkenlos bei 18°C) ausgelaufen. Seitdem zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite, und wir haben unsere Forschungsarbeiten bereits an 10 Stationen erfolgreich durchgeführt. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
Das russische Forschungsschiff Ivan Petrov im Hafen von Tiksi. Das 1984 in Finnland gebaute Forschungsschiff ist eisgängig und hat eine Gesamtlänge von 49 m. An Bord sind momentan 25 Wissenschaftler aus Russland, der Ukraine und Deutschland sowie 15 Besatzungsmitglieder. |
Sonntag, den 02.09.2007 (74°23' N, 128°08' E) Die Forschung läuft auf Hochtouren Die Forschungsarbeiten laufen bereits wie am Fließband, und das 25-köpfige Wissenschaftlerteam hat alle Hände voll zu tun. In den letzten Tagen wurden Hunderte von Gläschen mit Wasser- und Sedimentproben gefüllt und außerdem unzählige ozeanographische Messungen in der Wassersäule der Laptev-See durchgeführt. Heute wurde das Routineprogramm unterbrochen, und wir haben das erste von zwei Meeresobservatorien am Meeresboden der Laptev-See in 33 Meter Wassertiefe verankert. In der 8-Meter-langen Messkette verbergen sich viele Einzelkomponenten, die mit hoher Genauigkeit unter anderem die Temperatur und Leitfähigkeit, die Strömungsrichtung und -geschwindigkeit und den Schwebstoffgehalt aufzeichnen werden. Nächstes Jahr, während der Expedition TRANSDRIFT XIV, sollen die Meeresobservatorien dann wieder geborgen werden und Aufschluss über die Variabilität der Umweltbedingungen in dieser Region geben. Gerade jetzt sind solche Messreihen von großer Bedeutung, denn der Klimawandel hinterlässt bereits deutliche Spuren. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
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Mittwoch, 05.09.2007 (74°30' N, 129°59' E) Forschung wie in der Nordsee Bis zu 3 Meter hohe Wellen, starker Wind aus NNW und Temperaturen um den Gefrierpunkt haben unsere Stationsarbeiten in den letzten zwei Tagen deutlich eingeschränkt. Seit heute Morgen ist es wieder recht ruhig, aber der nächste Sturm hat sich schon angekündigt. Heute Abend wird entschieden, ob wir erstmal eine Pause einlegen müssen oder ob wir weiterarbeiten können. Hohe Wellen, Regen und ein Sturmtief nach dem anderen. Keiner von uns kann zur Zeit glauben, dass wir in der Laptev-See arbeiten. Kleine Eisberge, altes auf dem Meeresboden festsitzendes Eis aus dem letzten Jahr und driftendes Packeis haben hier immer unseren Kurs und damit die Stationsarbeiten bestimmt. Aktuelle Eisdaten wurden uns zwei Mal täglich über Funk von den entlang der Nordostpassage stationierten Eisbrechern übermittelt. 2007 sieht es ganz anders aus, denn die Packeisgrenze ist weit im Norden, fast schon am Nordpol, und Eis werden wir in diesem Jahr sicherlich nicht zu sehen bekommen – dafür aber hohe Wellen. Künftig müssen wir wohl bei der Stationsplanung umdenken. Am 3. September haben wir nördlich des Lena Deltas auch unser zweites Meeresboden-observatorium erfolgreich verankert. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
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Sonnabend, 08.09.2007 (79°00' N, 143°00' E) Sturm in der Laptev-See, Pause für die Forschung In der Nacht von Freitag zu Sonnabend mussten wir alle Stationsarbeiten (siehe Abbildung) einstellen. Seitdem wird auf hoher See abgewettert, d.h. die „Ivan Petrov" hat ihre Nase in den Wind gelegt und macht nur noch sehr langsame Fahrt voraus – in Richtung Norden. So hatten wir uns das Wochenende nicht vorgestellt. Geplant war ein Profil von den Neusibirischen Inseln zum Lomonosov-Rücken. Eine Region, die wir bisher nie erreichen konnten, weil sie „eigentlich" ganzjährig eisbedeckt ist. Wir hoffen, dass wir die Stationsarbeiten nach dem Sturm fortsetzen können, denn Wasser- und Sedimentproben aus der Region nördlich der Neusibirischen Inseln wären ein Höhepunkt dieser Expedition. In diesem Zusammenhang hat der dramatische Rückgang der Packeisbedeckung auch positive Seiten. Insgesamt jedoch machen uns die Veränderungen nachdenklich. |
Herzliche Grüße aus der Laptev-See
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Dienstag, 11.09.2007 (76°44' N, 126°00' E) Spannende Forschungsarbeiten in der östlichen und zentralen Laptev-See Wir sind alle sehr gespannt, wie unsere Datensätze in das diesjährige Gesamtbild für den Arktischen Ozean passen. Zur Zeit sind vier Forschungsschiffe im Einsatz: „Akademik Fedorov" im nördlichen Nansenbecken, „Polarstern" im Voronin-Trog, „Viktor Buynitzky" (NABOS 2007) auf dem Weg in die Laptev-See und wir auf der „Ivan Petrov". Die im Rahmen des Internationalen Polarjahres abgestimmten Forschungs-arbeiten an Bord dieser Forschungsschiffe werden zeigen, welche Auswirkungen der Klimawandel in der Arktis im Jahr 2007 hat. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
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Dienstag, 11.09.2007 (76°44' N, 126°00' E) Die Biologen haben alle Hände voll zu tun Rund um die Uhr, während einer 24-Stunden-Station bei 62 m Wassertiefe, arbeiten die drei Meeresbiologen, seitdem wir die Meeresobservatorien in der nördlichen Laptev See geborgen haben. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Daten über die Verteilung und Zusammensetzung der Kleinstlebewesen in der Wassersäule und am Meeresboden aus dieser Region zu gewinnen, weil sie zusammen mit dem einzigartigen Datensatz der Meeresobservatorien, der in den letzten 24 Monaten aufgezeichnet wurde, Aufschluss über die Variabilität des Umweltsystems auf verschiedenen Zeitskalen geben werden. Das Wetter ist gut (schwache bis mäßige Winde aus SE und Temperaturen um die 5°C), und wir befinden uns auf Südkurs in Richtung Lena-Delta. Dieses Profil durch die zentrale Laptev-See wird eine wichtige Rolle für unsere Auswertungen spielen, denn ab dem 20. September wird die „Polarstern" hier arbeiten und ein umfangreiches ozeanographisches und meereschemisches Arbeitsprogramm durchführen. Vielleicht erwischen sie ja die Herbstbedingungen, denn wir haben unsere warmen Polarsachen in der Zwischenzeit wieder eingepackt, und unsere Messergebnisse geben keinerlei Hinweise auf den bevorstehenden Wechsel der Jahreszeit. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
Schließnetz. Während der 24-Stunden-Station in der zentralen nördlichen Laptev-See wurde das Planktonnetz im Abstand von 3 Stunden eingesetzt. Es wurde ein sogenanntes Schließnetz eingesetzt, um Planktonfänge in bestimmten Wassertiefen durchzuführen |
Tagesbericht: Sonntag, 16.09.2007 (74°30' N, 139°00' E) FS „Ivan Petrov" in der Sannikov- und Dmitry-Laptev-Straße Wieder arbeiten wir in einem Meeresgebiet, das wir in den letzten Jahren aufgrund der schwierigen Eisverhältnisse nicht erreichen konnten. Bei warmem Wind aus NW, sommerlichen Temperaturen um die 5°C und Wassertemperaturen von 6°C haben wir heute Morgen die Sannikov-Straße, eine der beiden Meerengen, die die Laptev-See mit der Ostsibirischen See verbindet, erreicht. Heute und morgen werden wir umfangreiche ozeanographische, meereschemische und biologische Studien in beiden Meerengen durchführen. Dazu gehören auch Untersuchungen an zwei russischen Langzeitstationen, die zuletzt vor 10 Jahren – davor aber regelmäßig über die letzten 50 Jahre – beprobt wurden. Im Hinblick auf mögliche Veränderungen infolge des Klimawandels sind hier vor allem die Ergebnisse der biologischen Untersuchungen von großer Bedeutung. Vom 13. bis 16. September haben wir vergeblich versucht, Bohrungen in den Meeresboden NE des Lena-Deltas bei 40 Meter Wassertiefe abzuteufen. In allen anderen Seegebieten ist das kein Problem – jedenfalls so lange das Wetter mitspielt –, aber in der Laptev-See ist der Meeresboden gefroren und damit sehr hart, so dass wir keinen Erfolg hatten. Bereits seit einigen Jahren versuchen wir, in diesem Gebiet lange Sedimentkerne, d.h. über 15 Meter Länge, zu gewinnen. Gelungen ist es aber bisher nur ein Mal im Jahr 2000 mit dem russischen Forschungsschiff „Kimberlit". Noch 10 Stationen in der SE Laptev-See und dann geht es auf Kurs W in Richtung Tiksi, wo wir am Dienstag einlaufen werden. Herzliche Grüße aus der Laptev-See |
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